Riemann hat in diesem Klassiker versucht, die vielfältigen und individuellen Formen der Angst in klare Kategorien einzuteilen, wobei er selbst darauf hinweist, dass diese Einteilung in der Praxis selten so eindeutig ausfallen. Jedoch lässt sich bei jeder Persönlichkeit eine klare Tendenz zuordnen, ebenso wie ein generelles Verhaltensmuster. Der Autor unterscheidet dabei schizoide, depressive, zwanghafte und hysterische Menschen und beleuchtet ihren jeweiligen Umgang mit Liebe und Aggression, ihren lebensgeschichtlichen Hintergrund und ihre Erlebniswelten.
Wir haben hier ein Buch, das dem zu Leser viel Einsicht und Selbsterkenntnis verhelfen kann, jedoch keine praktischen Ansätze beinhaltet – aber es handelt sich ja auch nicht um einen verhaltenstherapeutisch geprägten Denkansatz, und die Tiefenpsychologen sind der Praxis ja eher weniger zugetan. Ich finde den Titel nicht ganz günstig gewählt, denn nach meinem Verständnis geht es im wesentlichen nicht um die Angst an sich, sondern um unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen und ihre besondere Neigung zu bestimmten Reaktionen. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr interessantes Werk, das zwar etwas trocken geschrieben ist, aber bei mir zu so manchem „AHA!-Effekt“ geführt hat.
Autor: Fritz Riemann Der 1979 verstorbene Psychologe und Psychoanalytiker war Dozent und Lehranalytiker an der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie, die er selbst mitgegründet hatte
Titel: Grundformen der Angst – eine tiefenpsychologische Studie
Verlag: Reinhardt
ISBN: 9783497007493
Preis: 14,90 Euro